Granulator „schreddert“ Kupferkabel

Jatznick (FL). In der Jatznicker Buntmetallbörse von Matthias Großkopf (links) bedient Frank Kubea einen Kabel-Granulator. Dieser trennt das Buntmetall von der Plasteisolierung und häckselt es klein. Das Kupfer wird vorrangig an Gießereien geliefert, die es als Zuschlagstoff bei Gussvorgängen verwenden. Das Jatznicker Unternehmen besteht seit 18 Jahren. FOTO: Fred Lucius
 

Von Fred Lucius
Jatznick. Da hat Matthias Großkopf doch ein wenig für Verwunderung gesorgt. Als kleiner Schrotthändler kauft er bei den Großen der Branche Kabelschrott! Klar, denn anders als die anderen kann der Jatznicker den Kabelschrott veredeln. Seit Juni ist der 41-jährige Firmeninhaber Besitzer eines Kabel-Granulator. Das Gerät arbeitet ähnlich wie ein Garten-Schredder, „häckselt“ das Kabel klein und trennt gleichzeitig Plaste-Isolierung und Buntmetall. „Für mich ist das Neuland. Die Maschine dürfte die einzige hier in der Gegend sein“, erklärt der Jatznicker.
Rund 50 000 Euro hat er in den Granulator investiert. Während die Plastereste weiterverkauft und beispielsweise zu Spielzeug oder Dämmstoffen verarbeitet werden, liefert der Schrotthändler das Kupfergranulat an Gießereien, die es als Zuschlagstoff verwenden. Neben dem Aufkauf bei anderen Händlern kauft Matthias Großkopf vor allem von regionalen Elektrofirmen Kabelschrott. Die Maschine kann im Idealfall am Tag rund 150 Kilo Granulat „produzieren“, das umgehend an die Abnehmer geliefert wird. Aus einer Tonne Kabelschrott werden etwa 300 Kilogramm Kupfer gewonnen. „Allein von der Arbeit mit der Granulat-Anlage könnte ich nicht leben. Es ist für mich eher eine Ergänzung, ein Nischengeschäft“, verdeutlich Matthias Großkopf, zu dessen Unternehmen gegenwärtig vier Mitarbeiter gehören.
Der An- und Verkauf von Schrott bleibt daher auch weiterhin das Kerngeschäft der Buntmetallbörse. Der 41-Jährige kauft von Privatpersonen auf, demontiert oder entkernt mit seinen Mitarbeitern aber auch ganze Werke. Auftraggeber sind unter anderem Konzerne, darunter die Deutsche Bahn. „Wir wollten eigentlich regional tätig bleiben. Aber das ist auf Dauer nicht möglich“, sagt der Jatznicker, der einst als Schlosser im Ziegelwerk und später im Sägewerk gearbeitet hat. Etwa zwei Drittel der Baustellen seien weiter als 150 Kilometer entfernt. Aufträge führen die Jatznicker bis an die holländische Grenze. „Als „fahrendes Volk“ ziehen die Männer mit dem Wohnwagen häufig von einer Baustelle zur nächsten.
Das Metall aus dem Abriss – unter anderem Träger, Leitungen oder Heizungen – wird meist auf der Baustelle „mundgerecht“ für die aufkaufenden Stahlwerke in maximaler Größe von 0,5 mal 0,5 mal 1,50 Meter geschnitten. Transportunternehmen bringen es dann zu den Stahlwerken. Auf 60 bis 70 Prozent beziffert der Jatznicker dieses so genannte Streckengeschäft. Ständig im Blick hat Matthias Großkopf dabei die Entwicklung an der Börse. Schließlich schwanken die Preise schnell und stark: „Vor ein paar Tagen hat man für die Tonne Schrott noch 300 Euro bekommen, jetzt sind es 250“, sagt er. Ein Vorteil sei, dass die Stahlwerke pünktlich zahlen und dass das kleine Unternehmen so nicht lange auf das Geld warten muss.
Was dem Firmenchef wohl auch dabei geholfen hat, dass Unternehmen so lange bestehen zu lassen. „Wir haben klein angefangen und die Firma kontinuierlich aufgebaut“, sagt der Jatznicker, zu dessen Betrieb auch ein Containerdienst gehört. Wenn wirklich einmal jemand entlassen werden musste, dann versucht der Chef dies zu begrenzen, den Mitarbeiter nach einer gewissen Zeit wieder in die Firma zu holen und einen anderen freizusetzen. „Ich habe wirklich gute Mitarbeiter. Wir sind wie eine Familie, einige sind schon 15 Jahre dabei“, sagt Matthias Großkopf. Daher stört ihn auch, dass in der Politik die kleinen Firmen häufig vergessen werden. Dabei würden gerade diese Betriebe in der Masse die Arbeitsplätze in der Region stellen.